Autor: Coi, Coletta
Titel: Im Netz der Menschenfischer
Verlag: Miller E-Books
Art: Ebook
Bei diesem Buch handelt es sich um einen Soziothriller, welchem ein durchaus ernstzunehmendes Thema der heutigen Gesellschaft zugrunde liegt.
Regina, jenseits der 50, ist eine der Hauptprotagonisten dieser Geschichte. Sie überredet ihre Freunde, ebenfalls jenseits der 50, zu einem Abenteuer, dessen Folgen sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht hätte ausmalen können. Sie möchten ihren Lebensabend in Griechenland verbringen. In einer Zeitung fand sie eine Anzeige zum Kauf eines Apartments in Griechenland, welches die spätere Pflege mit einbezieht. Wenn sie doch nur geahnt hätten, wie schnell sie physisch und pschychisch am Ende sind. Denn mit Kauf dieses Apartments geraten sie in die Fänge der sogenannten "Altersfleckenmafia" und wer nicht schnell genug pflegebedürftig wird - da wird halt nachgeholfen.
Regina und ihre Freunde hatten nur einen Wunsch - selbstbestimmt und in Würde zu altern. Sie hatten Angst vor dem Pflegenotstand in Deutschland. Wer Pflege benötigt, braucht auch viel Geld um sich diese leisten zu können. Denn gute Heimplätze sind teuer.
Allerdings kommen sie vom Regen in die Traufe, denn in Griechenland geraten sie an den Padrone. Selbiger ist verstrickt im organisierten Verbrechen und Mitleid mit den alten Leuten kennt er nicht. Er sieht nur das Geld.
In einer Art sind aber auch die alten Leute selber Schuld an ihrem Schicksal, sie laufen blauäugig den hochtrabenden Versprechungen hinterher und denken nur daran, ihren Lebensstandard zu optimieren ohne zu hinterfragen. Als einer von ihnen plötzlich nicht mehr so klar kommt, schieben sie ihn recht schnell ab, um sich mit ihm nicht zu belasten. In dem Moment haben sie auch jegliches Mitgefühl verloren.
Renate hat nur Glück, dass ihre Tochter sie nicht einfach abgeschrieben hat und dafür sorgt, dass sie gesucht und am Ende auch gefunden wird. Wer in diesem Buch allerdings ein Happy End erwartet, wird enttäuscht, aber würde auch nicht wirklich zum Thema passen.
In diesem Buch geht es um die Angst nicht würdig und selbstbestimmt altern zu dürfen. Was wird, wenn man plötzlich nicht mehr alleine klar kommt? Wäre doch schön, wenn man sich dafür absichern könnte, aber was ist wenn man nicht genug Geld dafür hat? Jeder weiß nur, dass er nicht in die Heime möchte, wo sich zu wenig Personal um zu viele Leute kümmern muss. Die Horrormeldungen in der Presse tun ihr übriges dazu. Dann ist es ein leichtes auf unseriöse Angebote reinzufallen. Da ist eine Seniorenresidenz in Griechenland mit zugesicherter Pflege im Notfall doch genau das richtige - wenn da nicht die Gewinnoptimierung des Besitzers wäre. Und so müssen immer mehr alte Leute "entsorgt" werden, damit die Apartments weiter verkauft werden können. Und dabei schreckt der Padrone auch vor Mord nicht zurück.
Nach lesen dieses Buches bin ich sehr nachdenklich zurück geblieben. Deutschland ist wirklich auf dem besten Wege in den Pflegenotstand. Und es ist doch traurig, dass alte Leute teilweise als lästiges Übel behandelt werden, sie haben schließlich ihr ganzes Leben für Staat und Familie gearbeitet. Und wenn man sich mal die momentane Situation anschaut scheint der dargestellte Fall nicht einmal unmöglich zu sein.
Ich gebe vier von fünf Sternen. Wirklich ein gutes Buch, welches stark zum nachdenken anregt.
*****
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen